Monthly Archive for Mai, 2010

Bergankunft.

In diesen Minuten betritt ein Mitglied der Harry Otter Bluespunk Society die Räumlichkeiten unseres Raumschiffs, Tias hat den 400er Brevet hinter sich gebracht. Wir sind stolz auf unseren IT-Experten, der auch gleich mit Worten wie “600!” um sich wirft. Und wir fühlen uns abermals daran erinnert: Hey, wir machen ja Sport! In diesem Zusammenhang sei auch nochmal erwähnt: Zu richtigem Sport gehört eine Bergankunft! Diese haben wir wohlbedacht und an prominenter Stelle hingezimmert, den Belag präpariert, Steigungsprozente durchgemessen und…

Ach, laßt euch einfach überraschen!

Handmade weekend.

Lassen wir Bilder und Filme sprechen, um das vergangene Wochenende zu dokumentieren. Wir halten fest: Kristian und Martin von ertzui sind großartige Filmer und Reisekumpanen, der Sendetermin ihrer Diamant-Doku im mdr wurde übrigens auf den 9. Juni verschoben. Holger und Recep von Fixie Inc. sowie Ken von ifbikes.de sind vollgestopft mit Vorfreude auf Critical Dirt und bringen großartige zweirädrige Versuchungen unter die Leute. Und fahrstil…fahrstil ist ein überdimensionales Kleinod, das in Zukunft noch nähere Beschäftigung verdient. Der Abschluß eines (sich übrigens nicht selbst verlängernden) Abonnements wird mit Nachdruck empfohlen, und wer das lieber persönlich macht: Bei Critical Dirt ist auch das möglich, wir konnten fahrstil noch am Erscheinungstag als Sponsor gewinnen.

Wir hoffen unterdessen, ihr steht alle gut im Training. Und wir hoffen vor allem, daß der verletzungsbedingte Ausfall von Christian Worsch der einzige bleibt, den wir zu beklagen haben. Gute Besserung nach Jena wünscht die gesamte Harry Otter Bluespunk Society!

Handmade fahrstil.

Ladies and Gentlemen, wir befinden uns auf dem Weg nach Schwäbisch Gmünd, wo die European Handmade Bicycle Exhibition stattfindet. Wir werden feiern. Es wurde was angesetzt.

Und jetzt ist es fertig.

Wir feiern die Geburt von fahrstil.

velonauten und echtweiß präsentieren: DAS Radmagazin. Jede Ausgabe ein gänsehautbewährter Themenscheinwerfer, diesmal: Handmade. Mit einem Rundumblick in Schwäbisch Gmünd, einem Fokus auf Portland, Zeitreisen nach Köln, Paris und Kalifornien und: Pardeys erster Liebe.

You read it here first. You’ll read every single issue.

Course de la Paix.

Es gibt so viele tolle Radveranstaltungen. Man muß sie nur finden. Eine davon ist und war die Internationale Touristische Friedensfahrt 2010 und da es die im nächsten Jahr wieder geben wird, hier eine hochverdiente Huldigung.

Rennradfahren. Asphaltbänder entlangfliegen. Wenige tausend Gramm unter sich hin- und herschmeissen, -treten, -balancieren. Gleiten. Tanzen. Rennradfahren verstehen – wir stehen erst am Anfang. Eines dieser Asphaltbänder, 570 km lang, wurde uns zu Himmelfahrt an vier Tagen ums und übers Riesengebirge gespannt. Am Anfang stand eine Website und die durchaus skeptische Frage, was uns dort erwarten würde. Friedensfahrt? Ostalgie? Breitensportverbissenheit? Mitnichten. Vier Tage herzlich umsorgte Erlebnisse auf mitteleuropäischen Straßen, Pisten, Wegen. Ein schön organisiertes kleines Abenteuer. Peter Scheunemann, ein Radsportler im Rentenalter, stellt diese Rundfahrt für RennradenthusiastInnen jeglicher Couleur nun schon einige Jahre mitsamt einigen HelferInnen auf die Beine. Wir waren zum ersten Mal dabei.

Görlitz – Turnov

Dramaturgisch perfekt: Anstatt gemächlich über die Lausitzer Hügel loszugleiten wurde schon auf den ersten Kilometern klargemacht, worum es hier geht. Ab auf die Landeskrone, ca. 200 Höhenmeter auf drei Meter breiter Straße. Steil, schön, schweißtreibend. Kurzer Rundblick, Bilder, und ab nach Süden. Auf der Abfahrt erste Überholungen, mein Rad und ich, wir verstehen uns. Erst Polizeieskorte – zu langsam – dann freie Fahrt. Spitzengruppe. Wie immer: Ruhig angehen lassen wollen und dann losknallen. Wir springen über die Hügel, in einer Abfahrt verpassen wir den Abzweig. Zwei Minuten Überlegen bringt ordentlichen Rückstand, wir wenden und wollen aufschließen. An einer Kreuzung meine ich im linken Augenwinkel den Rest des Feldes zu sichten, biege alleine ab. Auf der Höhe: Sackgasse. Die anderen fahren auf der gegenüberliegenden Talseite, das Feld ist weg. Das Feld ist weg! Feldweg! Großes Blatt und gib ihm, meine Reifen heißen Pavé, Schräglage. Einen Wiesenhang hinunter, über eine Leitplanke, Schnellstraße, und wieder auf Kurs. Nach Zittau hinunter Zeitfahren, am Ortsschild hab ich alle ein. Ich lache und lächle über mich. Nach einer Pause geht es los, hoch auf’s Zittauer Gebirge. Man will sich abermals verfahren aber ich frage lieber an einem Haus, doch nach links und wir sind vorn. Die zwanzigste uns dumm angröhlende Himmelfahrtsdeppengruppe bekommt den Mittelfinger, alkoholgeschwängerte Flüche, das mußte sein und tat gut. Und hoch, pumpen. Hier ist Grenze und irgendwo geht es links von der Hauptstraße runter. Die Karte abwechselnd zwischen den Zähnen und unter den Bremshebel geklemmt spule ich die 50/12 durch und ducke mich in die Kurven. Der folgende Abschnitt ist: Pavé. Ein Leichtbauer flucht, ich gleite und lächle. Ich kenn das hier. Nach 80 Kilometern nehmen wir den Gang raus, ein erster Kaffee, ein Eis, ungläubige Mitfahrer. Wir sind übrigens im Urlaub. Die weitere Strecke wird bei Sonnenschein weggespult, Felix und ich nehmen noch eine Extrarunde durch’s Böhmische Paradies. Herrlich eine Abfahrt mit Anlieger durch ein kleines Dorf, am Ende der Risikokalkulation Belag/Radius/Gegenverkehr sollte immer maximaler Fahrspaß stehen. Ankommen, einchecken, Sachen waschen. Toll verpflegt werden. Wie schön.

Turnov – Kudowa Zdroj

Grau ist der Himmel. Regen fällt. Richtung Osten, am Kosakov vorbei, lasse ich die Spitze ziehen und meine Jungs aufschließen. In Stufen steigen wir, die Füße werden kalt. Am Straßenrand ein Fahrer mit Problemen, wir halten. Eddy fährt ein Eddy Merckx, er wird unser Kumpane in den nächsten Tagen. Eddy ist 72. Mit Eddy machen wir Musik. Als das Wasser in meinen Schuhen Blasen wirft, kaufe ich in einer Bäckerei ein Linzer Plätzchen und acht Plastiktüten, ziehe an, abermals fahren irritierte Gruppen an uns vorbei. Es folgt ein wilder Ritt bis zur Verpflegung. Erinnerungen ans Chemnitztal letzten Jahres werden wach, als wir bei stetig leichtem Gefälle mit um die 40 Sachen gen Kuks ziehen, unterbrochen nur von Eddys lockerer Kassette.

Bei Regen soll die Verpflegung am “Bahnhof” sein, den kenne ich. Hinter dem Schloss, ein kleiner Feldweg führt hin. Dort ist alles leer. Nach zwanzig Minuten finden wir den Stand doch, oben im Dorf. Kälte bricht sofort ein. Die Speicher werden gefüllt und die Gruppe vor uns will schon wieder falsch abbiegen. Ein paar Rufe, runter nach links, nächste rechts, nächstes Tal. Mir ist saukalt. Alles was hilft: Regler auf. Nach ein paar Minuten umdrehen: Wir sind nur noch zu fünft, Eddy und wir. Einen Giant-Piloten mit drei Platten am Start sammeln wir noch ein, irgendwann ist die Schnellstraße erreicht. LKW-Radhäuser knallen in Halbmeterentfernung gischtend an uns vorbei, der parallel führende Weg ist Rettung und Umweg und Grund für mein plattes Hinterrad. Adieu du schöner Latexschlauch, hallo eiskalte Fingerkuppe. Abfahren im Regen, am Rückstau die LKWs kassiert, wir sind in Polen und nach kurzer Suche am Hotel. 105 km, naß, kalt. Ein Erlebnis.

Kudowa Zdroj – Karpacz

Joschs Tacho liegt auf der Hoteltreppe, aber das wissen wir noch nicht. Als wir ihn haben, liegen 20 Minuten Rückstand vor uns, die grüne Grenze ist schnell passiert.

Nach Norden geht es, und nach oben, in Richtung Adrspach. Mannschaftszeitfahren, schaffen wir 30 Überholungen bis zum Pass? Wir schaffen. Eddy hat Defekt kurz vor der Höhe, für ihn halten wir abstimmungslos an und himmeln einen Airboy mit 150 Hüben. Im Felsengebiet angekommen kaufen wir zehn Postkarten und drei Kaffee, Tabak wird gerollt und so langsam sollten wir unseren Ruf weghaben. Eine aufgefräste Straße provoziert Bunny Hops, die Verpflegung liegt wieder auf polnischer Seite. Hier trennen wir uns, Felix und ich wollen die Erlebnisrunde tief hinunter nach Polen nehmen. Den von gestern angeschlagenen Reifen wechsele ich nach hinten, es werden drei schnelle Abfahrten folgen. Vorher, beim Aufstieg zur Schulter, unterhalten wir uns über querlaufende Tiere und andere Überraschungen. Als die erste Abfahrt ins sozialistisch vergraute Walbrzych genommen ist, fährt Felix schweißgetrieben ran. Die Katze kam bei 45. Mit einem Radtouristen mit 5 cm Spurversatz im Rahmen nehmen wir die nächste Kuppe und die Erkenntnis stellt sich ein: Erholsam sind diese Abfahrten nicht. Der Asphalt wirft schwer erkennbare Wellen, Schlaglöcher, massiver Straßenverschleiß. Ist der Schwarzbrenner-Leichtbauer hier auch durch? Die letzte Stufe wartet mit zwei halbmetertiefen Schlaglöchern, meterbreit, genau in einer Serpentine auf. Und mit bergfahrenden Autos unter Ausnutzung voller Straßenbreite, Schreckmomente abermals für Felix. Unten ist es warm, der Asphalt rauh, das Kopfsteinpflaster bösartig und die Verpflegung unauffindbar. An einer Tankstelle essen wir hinter LKWs, Backpflaumen, Kaffee, Nikotin. Östlichster Punkt, Görlitzer Tiefe, ab auf der Schnellstraße mit dickem Gegenwind. Die erste Auffahrt fällt nicht auf, zu angespannt die autobahnähnliche Herausforderung. Dichter Verkehr, die Baustelle auf dem weiteren Abschnitt mit Vollsperrung ist ein Segen und die aufgerissene Dorfstraße nehmen wir gern in Kauf. Jetzt müssen wir nur noch auf die Riesengebirgsschulter, moderate Steigung gepaart mit Powergel ergibt eine Spuleinheit im mittleren Belastungsbereich. Schöner steigen. Lachend schaut Felix oben in den Mülleimer, der gut mit Bananenschalen und Riegelverpackungen gefüllt ist. Nach Kowary sind ein paar schöne Kurven eingeflochten und es ist fast kein Verkehr auf der Straße. Wir queren noch in Richtung Karpacz, die viel zu lange Auffahrt nimmt die letzten Körner. Verwunderte Gesichter empfangen uns beim Abendessen. Das potenziert sich, als wir unseren Schnitt checken. Über vier km/h schneller als die anderen am Tisch, als Raucher pausiert man halt mal. Als Urlauber und Spätstarter sowieso. Herrliche Bergluft, Wolkennebel, knappe 180 km auf der Uhr.

Karpacz – Görlitz

Diese Etappe habe ich herbeigesehnt. Wir wählen zu dritt die lange Schleife, fliegen mit dem Feld hinunter bis zum Abzweig und begeben uns dann in die Steigung hoch zum Spindlerpass. 27%, mit Signalfarbe markierte metertiefe Löcher auf dem drei Meter breiten rauhen Asphaltband. Willkommen im Nebel, Schneereste, schneller als gedacht hat die wahnsinnige Wuchterei ein Ende und wir sind oben. Hier stehen Christel und Peter, reichen uns unsere Softshells und Verpflegung, machen ein Bild von uns.

Diese Organisation…der Jackenservice überzeugt endgültig, aufopfernd geradezu hier oben in der Kälte. Ein Thermometer zeigt ein Grad plus. Die Abfahrt ist glücklicherweise besser geteert, Serpentinen, wahnsinnige Querwinde kurz unter der Höhe. Wir denken an den Hochprofilfahrer, der auch den Pass genommen hat. Kurvenlage, Rausbeschleunigen, Rad aufrichten, Abducken. Das ist mein Tanz. Meine ersehnte Knoblauchsuppe bekomme ich unten im Ort nicht, dafür anderes warmes, während draußen andere FahrerInnen vorbeiziehen. Das obere Elbtal hinunter nach Vrchlabi nehmen wir mit knapp 50 Sachen, die Ankunft am Tor zum Riesengebirge ist Minutensache. Hier schwenken wir nach Westen, 15 km Schnellstraße sind schnell passiert und wir hängen an einem GPS-Fahrer, der den Abzweig auf dem Display hat. Hier geht es wieder auf die Höhen, letzter Tag mit erstaunlichem Schub noch. Doch wir unterschätzen. Auf den Flachstücken harter Gegenwind, ansonsten Steigungen und niedrige Temperaturen. Den westlichen Horizont suche ich nach dem Jested ab, kurz vor der Höhe platze ich. Mein Rücken beschwert sich deutlich über die ständige Pumperei, ein Stück Riegel, über bekannte Straßen zur Verpflegung nach Polubny. Kalt dort, einfach nur kalt. Jetzt wartet nur noch das Isergebirge, die Smedava-Baude kurz vor der Abfahrt ist unser Ziel. Bis dahin bleibt uns nur Blindflug, ich schaffe es kaum, mich nach meiner Flasche zu krümmen. Angekommen werfen wir uns Zitate an den Kopf: Pain is weakness leaving the body, ab morgen bin ich Superman. Ein letztes Mal abfahren, Kurven zirkeln, das ganze Spiel. Unten ausrollen mit Spannungsabfall, einmal Schräglage mit unverhofften Schlaglöchern noch, dann nach Norden in Richtung Grenze. Der Holztraktor zieht uns nur drei Kilometer in seinem Windschatten, meine Achillessehne beschwert sich und Felix Knie steigt langsam aus. Der Schnitt sinkt und wir schleppen uns nach Görlitz rein. Entkräftetes Ende. Glücklich.

Nun weiß man nicht, ob das hierher gehört. Aber erstens muß es raus, zweitens kann man nicht nur über das eigene Event schreiben. Drittens kann man die Internationale Touristische Friedensfahrt nur empfehlen, wem Rennrad fahren am Herzen liegt oder wer diesen Zustand zukünftig erreichen möchte. Peter, Christel & Co. kümmern sich so aufopferungsvoll und selbstverständlich um die TeilnehmerInnen, daß es eine Freude ist. Und ein Rundfahrtorganisator, der den ganzen Tag seinen Golf in Radbekleidung steuert und abends, wenn’s kalt wird, die Armlinge überstreift, der macht das aus irgendeiner Art Überzeugung. All hail to the Asphaltbänders and to anything in between! Es war mir eine Freude, mit euch zu rollen.

Über die nächstjährigen Zuwächse im Team Bike Department Ost Leipzig kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden. Sie werden stattfinden, wir freuen uns drauf.

Critical Shirt.

Genau so sah es aus, das erste Critical Shirt. Wir wollen diese Reihe natürlich fortsetzen und haben aus diesem Grund niemand geringeren als Sebastian Burger beauftragt, uns abermals einen Entwurf hinzuzaubern, der sich gewaschen hat. Apropos Waschen: Das blaue Shirt litt – das ist uns schmerzlich bewußt – an nicht erstklassiger Druckqualität, weshalb einige Exemplare auch schon leicht mitgenommen aussehen. In der Hinsicht wollen wir uns natürlich steigern. Diesmal kommen die Shirts von American Apparel und sind somit in ihrer Größe deutlich besser abschätzbar (wir haben ja alle ca. ein Dutzend Rahmenbauershirts amerikanischer Herkunft im Schrank, nicht wahr?). Und der Druck wird auch professioneller erledigt. Versprochen.

Hier ist übrigens der Entwurf:

Wir können bis zum 31.5. Bestellungen annehmen und bitten um zeitnahe Überweisung. Ihr bekommt nach der Bestellung eine Mail mit allen Informationen. Im besten Fall holt ihr euer Shirt direkt zum Event in Leipzig ab, außerdem werden wir auch bei Schlaflos im Sattel in Weidenthal den Kofferraum öffnen. Wer zu beiden Terminen nicht vor Ort ist, wählt die Versandoption, zahlt 18 Euro anstatt 15 Euro und wird von uns per Post beliefert. Wir können übrigens nur sehr gering überproduzieren. und der ist ja nun vorbei.

Die Presse raucht, wir sind gespannt.