Tacheles.

Wir sind durch. Es war heftig. Es wird heftig. Und um das nochmal ganz klar zu sagen: 500 km mit 5000 Höhenmetern auf teilweise bockigem Geläuf sind kein Pappenstiel. Sie sind viel mehr genau das, nachdem es sich anhört: Ein ordentliches Brett. Ihr solltet also, wollt ihr das Ding durchfahren, in der Lage sein, vier Tage hintereinander ca. 120 km zu drücken, wobei sich ungefähr die Hälfte der Strecke auf rumplige Feld- und Waldwege verteilt. Diese kosten natürlich einige Körner, insofern wird das ganz klar fordernder als eine Sonntagsrennradrunde. Tut euch den Gefallen und geht nicht unvorbereitet mit uns auf die Reise, gewöhnt euren Körper ans Strecke machen und freut euch auf eine herrliche Hatz, die mit wunderbaren Aussichten, schweißtreibenden Anstiegen, fordernden Abfahrten und überraschenden Ritten “durch die Hintertür” aufwarten wird. Der ständige Perspektivenwechsel hat etwas faszinierendes, die stetige Veränderung der Landschaft und das “Durchreichen” von markanten Bezugspunkten, die am Horizont auftauchen, die man durchfrisst und die dann im Rückblick langsam wieder der eigenen Wahrnehmung entschwinden.

Wir haben auf unserer Erstbefahrung jeden Kilometer mit dem Gedanken an den Herbst zurückgelegt, auf Navigierbarkeit geachtet, auf Flow bzw. Brechung desselbigen, auf Fahrbarkeit. An manchen Passagen werden wir noch etwas schrauben, Verpflegungspunkte sind gesetzt und ein Zeitplan hat sich formiert. Da Ende September gegen 19 Uhr das Licht ausgeschaltet wird und wir lieber mit etwas Puffer unterwegs sind, hat sich folgender Rhythmus herauskristallisiert:

- In Göttingen sind wir ab 7 Uhr einschreibebereit. Um 8 Uhr sollte jeder von euch vor Ort sein, wir verladen das Gepäck und machen euch und uns startklar. Um 9 Uhr geht es los.

- An den anderen Tagen starten wir jeweils um 8 Uhr. Um 7.30 Uhr solltet ihr euch also an den jeweiligen Startpunkten eingefunden haben.

Die Verpflegung liegt meistens auf halber Strecke zum Ziel und sie wird vom ersten bis zum letzten Fahrer geöffnet sein. Ihr könnt in zehn Minuten schlingen oder – sollte Zeit dafür sein – zwei Stunden mit uns abhängen. Wie ihr eben wollt und könnt. Wer am Mittagspunkt feststellt, dass er oder sie sein Tagespulver verschossen hat, kann sich ab dem zweiten Tag an diesem Punkt auch für den jeweiligen Exit-Track entscheiden, der zum nächsten günstigen Bahnhof führt. Dort setzt ihr euch in den Zug, fahrt zum Tagesziel und könnt natürlich am folgenden Tag wieder mit dabei sein. Wir schmeissen niemanden raus, ihr dürft immer wieder ran.

In Sachen Radausrüstung gibt es einen wichtigen Hinweis von uns: Fahrt mit Geländereifen. Wir haben eine kleine Infografik dazu vorbereitet…

…und diese solltet ihr auf jeden Fall beachten. Ihr braucht sowohl bergauf als auch bergab gute Traktion, denn einige Passagen werden laut einem anonymen Mit-Tester “woanders als Mountainbike-Marathon verkauft.” Ihr braucht außerdem Federungsreserven in den Reifen und ebensolche wie links im Bild sind an der Stelle nicht nur ein echter Spaßkiller, sie sind vor allem bei Nässe schlicht zu gefährlich. Wenn man sich schon hochkämpft, sollte man wenigstens auf der Abfahrt etwas laufen lassen können. Insofern gilt folgende Faustregel: Mindestens Schwalbe CX Pro. Lasst die aufgeblasenen Straßenreifen genauso wie die Randonneurmodelle zu Hause. Glaubt uns. Und ja: Mit Crossreifen und mittelprächtiger Fahrtechnik ist das alles sehr gut zu bewältigen. Wir haben bergab ganz sicher nicht geschoben.

Desweiteren möchten wir ganz klar von der Benutzung eingängiger Fahrräder abraten. Das potenzielle Geschwindigkeitsspektrum zwischen lose geschotterter Auffahrt und asphaltierter Abfahrtspiste ist zu groß, die Wiederholung dieser Charakteristika zu vielzählig und die Strecke zu lang, als dass wir uns vorstellen könnten, mit eingängigem Antrieb zu fahren. Ich selbst hatte als kleinsten Gang 36-26 an Bord, das war stellenweise fordernd, ich kam überall hoch und möchte nicht dicker gekettet haben. Wer das alles trotzdem per Singlespeed-Maschine wagt: Ihr seid ausreichend gewarnt worden.

Wenn wir euch jetzt etwas aufgeschreckt haben, hat dieses Posting sein Ziel erreicht. Wir wissen, dass es noch mehr Fragen gibt und werden daher in den nächsten Tagen eine FAQ freischalten, in der wir alle einzelnen Punkte sammeln. Wir werden natürlich auch noch auf das Thema GPS eingehen und ihr dürft uns gern in den Kommentaren oder auch per Mail mit weiteren Fragen löchern. Diese finden dann Eingang in die FAQ und es dürfte sich lohnen, diesen Bereich immer mal wieder zu beäugen. Wer noch mehr Etappeneindrücke braucht, wird hier fündig.

Theoretisch wussten wir es vorher, jetzt haben wir es auch in den Beinen: Wir haben ein kleines Abenteuer angerührt. Und wir sind ziemlich gespannt…

 

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